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Den Tod überlebt

21. 09. 2004
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Autor
Fib3

Omlouvám se, ale chtěl jsem to zkusit s německým textem, doufám, že tu někdo rouzumí vcelku dobře německy!!!

Den Tod überlebt

 

Man könnte meinen, ich sei Erniedrigung in gewissem Maße gewöhnt. Schließlich war ich es, die stundenlang vergeblich darauf warten konnte von den Jungs zum Fußballspielen eingeladen zu werden. Ich stand am Spielfeldrand und schaute den Knaben mit offenem Munde zu, wie sie leidenschaftlich versuchten Tore zu schießen. Meistens schickte mich einer von ihnen mit den Worten „Wir brauchen hier keine Mädchen, geh nach Hause!“ weg, doch er selber wusste, ich würde so lange hier stehen bleiben, bis einer von ihnen nachgibt und mich mit wütend verzogener Miene ins Tor stellt.

   Ab und zu fehlte jemand, und so bekam ich meine Gelegenheit, die ich natürlich mit aller Kraft zu nutzen versuchte. Ich legte meine fieseste Grimasse auf und sprang jedem Ball hinterher. Ich war nicht schlecht, doch an die Leistung eines Jungen konnte ich mit Sicherheit nicht anknüpfen. Diese meine Leidenschaft für Fußball war der Grund, warum man mich oft als „Jungenmädchen“ bezeichnete: Ich habe mich einfach mit den Knaben besser verstanden und sah einen Ball eher als mein Spielzeug als eine Puppe, doch ich kam damit gut klar.

 

   Trotz aller jugendlichen Unschuld entging mir keineswegs die Situation, in der sich die ganze Nachbarschaft befand. Inflation, Wirtschaftliche Krise und Finanzmisere – Begriffe, jedoch sagen sie viel aus. Es waren die Worte, die den Zustand nach dem ersten Weltkrieg wohl am besten beschrieben. Auch meine Familie blieb von der Geldnot nicht verschont. Meine Eltern arbeiteten den ganzen Tag lang um uns – meinem Bruder und mir – das Mittagessen zu verdienen und unseren Alltag ab und an mit einem neuen Spielzeug zu versüßen. Viele Besonderheiten konnten wir uns nicht leisten, doch waren wir immerhin nicht die ärmste der Familien und, was das Wichtigste war, wir waren gesund.

 

   Eines Tages kam ich nach Hause und suchte vergeblich nach meinen Eltern.

„Mutter, bist du zu Hause?“, rief ich durch die Wohnung.

Ich bekam keine Antwort. So suchte ich alle Ecken ab, doch auch dann konnte ich niemanden finden. Dann hörte ich ein leises Wimmern. Es kam aus der Speisekammer.

„Bist du hier Mutter?“

Die Antwort folgte nach einem kurzen Augenblick mit einer zittrigen Frauenstimme: „Ja, mein Schatz“.

Meine Mutter hielt ein feuchtes Taschentuch in der Hand und war ganz rot im Gesicht. Am Tonfall ihres Satzes konnte man klar erkennen, dass sie geweint hatte, ihre Nase war völlig verstopft, doch sie wollte es offensichtlich für sich behalten und ihren Kindern kein Anzeichen von Leid zeigen. 

„Ich weiß, dass du geweint hast, Mama, was ist los?“

Mit Tränen in den Augen erklärte sie mir die Situation. Ich bekam eine Idee, doch ich war mir nicht sicher, ob ich sie meiner Mutter mitteilen sollte. Ich kam zum Entschluss, dass ihr wohl jeder Lösungsvorschlag das Lächeln zurück ins Gesicht bringen würde.

„Wenn du willst, muss ich morgens die frischen Semmeln nicht essen. Ich weiß es ist nicht viel, aber immerhin spart es etwas.“, lautete mein Vorschlag.

Doch ich musste erkennen, dass ich mich, aufgrund meiner kindlichen Naivität, doch um Einiges verschätzt  habe. Nun gab es für sie keinen Halt mehr. Der Satz muss in meiner Mutter alles wieder hervorgebracht haben, und ich erzielte das genaue Gegenteil von dem, was ich wollte. Sie weinte, wie ich noch nie jemanden weinen gesehen habe. Wir nahmen uns in den Arm und saßen dort in der dunklen Speisekammer, arm in arm, und weinten uns das Leid und die Angst aus dem Leib.

 

   Jeder aus der Nachbarschaft wusste – mehr oder weniger genau – alles über uns. Wir waren eine enge geschlossene Gesellschaft und hatten das Gefühl, uns alles erzählen zu können. So wusste auch jeder, dass wir Juden waren. Es war für die meisten kein Problem, schließlich gab es im Umkreis mehr Juden, als an jedem anderen Ort der Slowakei. Man konnte am Samstag nie einkaufen, da die meisten kleinen Nahrungsmittel – Läden in der Nähe einem Juden gehörten und wir an diesem Tag Shabat feiern und somit nicht arbeiten dürfen.

   Es war das späte Jahr 1938, ich war zu der Zeit etwa 16 und besuchte mit Erfolg die Schule. Ich kam eines Tages vom Spielen nach Hause, es war Samstag – auch meine Eltern arbeiteten nicht, da wir zumindest einige Bräuche einzuhalten versuchten. Ich betrat das eine unserer beiden Zimmer, welches als Wohn- und Esszimmer diente, mit den Worten „Hallo, ich bin –“ , ich beendete den Satz nicht, denn ich sah meinen Vater am Tisch sitzen. Er las einen Brief und sah betrübt in die Gegend. Er machte ein äußerst angespanntes, angsterfülltes und trauriges Gesicht, doch was noch schlimmer war, Vater besaß die außerordentlich seltene Eigenschaft, jene seine Stimmungen auf den anderen zu übertragen. Meine Mutter stand dahinter, mit demselben Ausdruck – sie wurde wohl auch schon informiert. Es konnte sich um nichts Gutes handeln, ich erwartete den Verlust der Arbeit, der Wohnung oder gar den eines Familienmitgliedes – vielleicht meines Bruders, doch es kam anders – nicht besser, aber auch nicht schlimmer.

   Ich wollte nicht fragen, doch etwas in mir rang nach Informationen und beachte mich dazu, die Frage zu stellen, auf die ich die Antwort nicht hören wollte:

„Was ist denn?“

„Wir haben einen Brief bekommen, Vera!“, antwortete Mutter und ergriff somit die Initiative. Sie war diejenige, die mir den Inhalt ersparen wollte, doch Vater sah es als nötig, ihn mir mitzuteilen.

„Herr Hitler lässt verordnen, dass Juden ihre Radios und Rollschuhe abgeben müssen!“, sagte er kurz und bündig.

Mutter sprang ein: „Sie meinen es sicher gut, Schatz –“.

„Warum denn das?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Auf diese Frage wussten meine Eltern nicht zu antworten.

   Dieser Augenblick veränderte mein noch junges, unschuldiges Leben für immer. Von nun an durfte ich nicht mehr Fussball spielen.

Jungs, mit denen ich befreundet war, bespuckten und beschimpften mich, meine Familie und die Juden im Allgemeinen. Auch mein Bruder, obwohl er groß und kräftig war, litt darunter. Er kam oft mit zerrissener Kleidung, einem Blauen Auge und einer blutenden Wunde am Knie, die meine Mutter jedes Mal mit Tränen in den Augen liebevoll verärztete, nach Hause. Von nun an kamen Weisungen dergleichen jede Woche am Samstag. Immer das selbe Gesicht vom am Tisch sitzenden Vater, der mir die neue Verordnung auf eine hoffnungslose Art und Weise mitteilte.

   Die Juden wurden systematisch und gezielt eingeschränkt, auch dies merkte ich sofort. Unsere Kleiderschränke durften nur noch zwei Anzüge, Röcke oder Hosen beinhalten, uns war jegliche Art von Sport strengstens untersagt, wir durften nur noch beschränkt arbeiten und mussten auf spezielle Judenschulen gehen. Der Gipfel, der letzte Tropfen Wasser, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die Anordnung, Juden müssten einen großen, gelben Davidstern an jeder Kleidung angenäht haben, oder eine Armbinde mit jenem tragen. Schließlich wurde unser Wohngebiet sogar durch einen Zaun abgetrennt. Es stellte sich die Frage, wie lange man dieses Leben führen kann, ohne in den Ruin getrieben zu werden. Wir hatten nichts zu Essen, kein Geld, doch noch hielt uns die Liebe am Leben. Es herrschte Essensnot. Die Lage war sehr angespannt. Wir hatten noch Glück, da eine meiner Freundinnen eine Müllerstochter war. Sie bot uns Mehl und Fische an, die ich jede Woche aus dem sechs Kilometer weit entfernten Dorf abholte. Als mich meine Mutter durch das Fenster sah, konnte ich ihre weinenden Umrisse klar erkennen.

 

   Alles was wir hatten wurde verpfändet. Sparbücher, Geld, Schmuck und das Geschäft mit Männerhüten, alles. Mein Bruder wurde schon vor Tagen abtransportiert, es hieß er sollte arbeiten.

   Eines Nachmittags klingelte es an der Tür. Ich wusste nicht recht, ob ich nun unter den Tisch springen, oder ein Messer holen sollte. Vor der Tür stand ein Mann in schwarzer Uniform mir einem roten Streifen am Oberarm. Er beredete etwas mit meinem Vater, ich konnte es nicht verstehen. Mein Blick wechselte vom Gardisten zu meiner besorgt beobachtenden Mutter, die Situation gefiel mir nicht. Die Tür schloss sich. Jetzt gab auch mein Vater den sorglosen und beruhigenden Ton auf. Er sackte zusammen und fiel auf die Knie, er weinte. Dieses Bild war mir so fremd, dass die Nachricht alles bisher Dagewesene übertreffen musste. Dem war genau so.

   Eine halbe Stunde später befand ich mich vor der Haustür mit einem Koffer voller Kleider, Essen und etwas Geld. Ich sah meine Eltern mit einem traurigen Blick an, es war der Blick der blanken Ungewissheit. Mein Vater hatte die Fassung zurück gewonnen, meine Mutter allerdings nicht, sie weinte ununterbrochen. Ich verabschiedete sich von mir und so marschierte ich auf das Straßenende zu. Ich hörte, wie meine Eltern die Tür schlossen. Es war das Ende meines jungen Lebens. Dies war das letzte Mal, an dem ich meine liebe Mutter und meinen eifrigen, warmherzigen Vater sah. Diese schmerzhafte Erinnerung trage ich tief in meinem Herzen. Sie ist eingeritzt in mein Gehirn, ich werde sie nie vergessen können.

  

   Man konnte schon von Weitem eine lange Reihe von jungen Menschen erkennen, sie versammelten sich am Bahnhof und stiegen in Züge.

Ich hatte ein bis zwei Stunden zu warten, bis ich in einen dieser Waggons einsteigen musste, in dem zwei Gardisten Wache standen.

   Die Fahrt dauerte lange, für mich war es eine halbe Ewigkeit. Ich verbrachte die Zeit in Gedanken versunken, überlegend, hoffend, von alten Zeiten träumend, an meine Eltern denkend und trauernd. Endlich war es soweit. Die Türen öffneten sich und wir durften aussteigen.

   Mein Koffer wurde mir abgenommen und ich bekam eine dünne Wolldecke. Wir wurden auf verschiedene Baracken verteilt, wo wir auf Heu schlafen mussten. Mehrere Tage lang hatten wir keinen Lebensinhalt.

   Ich konnte kaum schlafen, einmal schlief ich tief und fest, da ich tagsüber gearbeitet habe. Ein mächtiges Rütteln riss mich aus dem Schlaf. Eine Patrouille von zehn Mann stand über mir und weckte nacheinander die anderen Barackenbewohner auf. Wir wurden draußen aufgestellt und warteten bis keiner mehr schlief. Da drehte ich mich um. Ich starrte mit offenem Mund auf Tausende von jungen Menschen, wartend in einer Schlange, bis um die Ecke. Ich kannte dieses Szenario nur aus Büchern. Aus Büchern die die Versklavung der Juden in Ägypten beschrieben. Ich versuchte zu hoffen, dass dies nicht die selbe Katastrophe sein würde, ich hoffte, dass kein Wunder nötig sein würde, um uns zu retten. Dann gingen wir los. Es regnete, deshalb zogen wir die Decken über den Kopf, doch es war sehr kalt. So liefen wir Kilometer weit, unterkühlt, müde und nass. Wir wurden in die nähe eines alten Bahnhofes gebracht, wo schon einige Waggons bereitstanden. In die wurden wir dann mit Schlägen und Geschrei hinein geladen, diesmal war weniger Platz vorhanden, wir waren dicht aneinander gedrängt, man konnte sich kaum umdrehen. Der Weg war lang und grausam. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als bliebe der Zug stehen. Tatsächlich, die Tür gab einen kleinen Spalt erkennen und öffnete sich schließlich ganz, woraufhin einige Menschen aus dem Waggon fielen, da sie eng an die Tür gepresst waren.

   Was dann geschah, gleicht der absoluten Verwirrung, dem Chaos schlechthin. Man könnte denken, es seinen hunderttausende, gar Millionen von Menschen, auf engstem Raume. Die Massen steuerten auf einen großen Eingang zu, mein Blick fiel auf die riesige Tafel mit der Aufschrift: „Arbeit macht frei“. Der Begriff sagte mir nicht viel. Ich konnte nicht erkennen, warum es so lange dauerte, doch als ich, nach stundenlangem Warten, näher kam, sah ich das Grauen: Kinder und Mütter werden von Vätern getrennt, ihre Blicke sagen alles. Verängstigte, weinende Kindergesichter, das verzweifelte Schreien der Mutter, das nutzlose Wehren gegen die Schläge der Gardisten des Vaters. Mir wurde ruckartig schlecht. Ich drehte mich um, wollte rennen, so schnell ich konnte, doch all meine stille Hoffnung traf nur auf den Knüppel eines der vielen bewaffneten Männer.

   Ich war als nächstes dran und stand somit unmittelbar vor dem großen Tor. Ich bekam panische Angst, mir graute es vor der Ungewissheit. Nun sah ich es. Die Frau vor mir, eine groß gewachsene, braunhaarige Frau hielt ihren linken Arm einem Beamten vor, der ihr, so scheint es, einen mehr oder weniger furchtbaren Schmerz zufügte.

   Nun war ich dran, ich wurde angeschrieen und vorgestoßen. Der Mann riss an meinem Arm und zog mir den Ärmel hoch. Ich erkannte etwas wie eine Nagel. Auf einmal fühlte ich einen stechenden Schmerz. Er dauerte etwa 30 Sekunden an. Es schoss mir die Tränen in die Augen, doch ich nahm mir vor, nicht zu weinen. Noch hatte ich so etwas wie Stolz und Würde in mir.

Ich bekam die Instruktion weiterzugehen. Ich starrte auf meinen Arm, auf der Haut war eine Nummer, und plötzlich brach für mich die Welt zusammen. Ich habe keinen Namen mehr, ich bin kein Mensch mehr, alles was ich bin ist eine Nummer, eine lausige Zahlenkombination, darauf beschränkte sich in diesem Moment mein Dasein, ich heiße 3024. Das Tätowieren war schmerzhaft, doch zu dieser Zeit kannte ich die wahre Bedeutung von Schmerz noch nicht, er war nicht annähernd so schlimm, wie der, der mir noch bevorstand.  Ich wusste nicht, dass man jemandem eine Wunde zufügen kann, die diese um das zehnfache übersteigt, sowohl physisch, als auch psychisch..

   So verlor ich innerhalb von kürzester Zeit alles, was ich besaß. Meine Familie, mein Eigentum, meine Freiheit, allerdings hatte ich zu dieser Zeit noch immer meine Gesundheit. Doch auch dies sollte nicht mehr lange mein Besitz bleiben, auch dies sollte mir genommen werden.

   Der Rest meiner Aufenthalte in Auschwitz und Birkenau ist eine Ansammlung von Glück, Zufällen und Freunden, denen ich mein Leben verdanke. Wir wurden in kleine Baracken gejagt, welche die Kapazität von allerhöchstens 15 Leuten hatten. Wir waren jedoch etwa 25 und so herrschte extreme Platznot, wir konnten weder schlafen, noch essen oder trinken. Am nächsten Tage wurde unsere Existenz als etwas Niedrigeres als Tiere bestätigt, indem uns massenhaft die Haare abgeschnitten wurden und wir Sträflingskleider bekamen. Welch unglaublich beschämendes Erlebnis dies doch war. Unsere Haarpracht, Jahre lang behalten, nur immerzu gekürzt, nun, auf einmal war sie weg. Ich traf später eine gute Freundin, sie war offensichtlich vorerst verschont worden. Sie sah mich entsetzt an, ihr Blick wanderte auf meinen Kopf, er sah aus wie ein Bahnhof, mit Gleisen und schienen. Sie fing an zu lachen, sie lachte aus ganzem Herzen, nicht mit mir sondern über mich, doch gleichzeitig, im selben Moment, lief eine große Träne über ihre Wange, denn sie wusste, dass sie das selbe, grausame Schicksal erwartete, sie lachte praktisch über sich selber. 

 

   Das letzte, was man einem Menschen wegnehmen kann ist Hoffnung und Stolz. Den Stolz hatten wir längst verloren, die Hoffnung schimmerte unter unserer traurigen Fassade hindurch. Eines Tages erblickte auch der Stolz erneut das Tageslicht. Er war schon lange vergessen, wir wussten gar nicht mehr, wie er sich anfühlt, es war ein völlig neues Gefühl. Bis heute ist dies einer meiner wertvollsten Besitze, die Erinnerung an dieses kurze Stolzgefühl, welches einige von uns an diesem Tage verspürten. Meine Freundin berichtete mir vom Plan einiger Männer. Sie hatten nichts mehr zu verlieren. Sie arbeiteten schon seit guten zwei Jahren, ihre Knochen waren müde und sie hätten einiges dafür gegeben, um schon jetzt verbrannt zu werden, wie es ihren Familien erging. Doch bevor sie sich dem Schicksal hinschmissen, wollten sie sich noch einigermaßen rächen. An denen, die sie jahrelang gequält haben, an denen, die ihnen alles genommen hatten, sogar die Hoffnung.

   Ich fühlte mich geehrt, ich konnte am ersten und einzigen Aufstandsversuch teilnehmen. Wir sollten ein wenig Waffenpulver mitgehen lassen, unmöglich war das nicht, schließlich arbeiteten wir in einer Pulverfabrik. Es war der Gedanke an die Rache, an den Tod der Männer, die jeweils schon mindestens eine Gruppe von unschuldigen Menschen auf dem Gewissen hatten, der uns antrieb.

 

   Der Versuch scheiterte, die Teilnehmer wurden getötet. Manchmal verspürte ich einen gewissen Neid auf sie, denn weder meine Freundin, noch ich wurden getötet.

   Man kann sich vorstellen, was ich dann durchgemacht habe. Arbeit, Hunger, Krankheit, Erniedrigung und Tod. Wieder nur Worte, doch ich habe alles verlernt, welches den Horizont dieser Begriffe überstieg. Ich blickte mit erstaunter Miene Vögeln nach - wie frei sie doch waren. Und doch verstehe ich heute nicht, wie ein Mensch etwas derartiges überlegen kann. Zwei Todesmärsche, bei denen von 20.000 ursprünglichen nur noch gute 3.000 Menschen übrig blieben, ein Aufenthalt im Konzentrationslager, in dem ich von morgens bis abends schuftete ohne Essen zu bekommen. Wie kann man eine Woche ohne eine Mahlzeit oder wenigstens etwas zu trinken arbeiten? Warum hat mein Körper dies mitgemacht. Mein junges Leben war abhängig von einer Reihe glücklicher Zufälle, die über Leben und Tod entschieden. Ich hatte Freunde, die mich jeden morgen festhielten, damit ich nicht vor Erschöpfung auf den Boden fiel. Sie ließen mich los, plötzlich konnte ich wieder von alleine stehen. Warum? Hätte ich es nicht gekonnt, wäre ich sofort hingerichtet worden, aber ich lebe noch.

   Doch trotz allem, diese Tortur hinterlässt so tiefe Spuren, dass ich auch heute, 60 Jahre später nachts schweißdurchnässt aufwache. Doch wieso mussten sechs Millionen Menschen sterben und ich nicht? Ich fühle mich manchmal sogar schuldig ihnen gegenüber. In meinen Träumen verfolgen mich ständig dieselben Fragen. Warum? Weshalb? Wozu? Wieso? Keiner konnte, kann und wird sie je beantworten können.

 

   Ich sitze auf einer Bank in einem Park voller Bäume, Büsche und zwitschernder Vögel.  Meine Augen sind weit aufgerissen, mein Puls rast. Mein Blick wandert auf meinen linken Unterarm und ich nehme die Zahl 3024 wahr. Und es ist nicht nur eine Zahl – es sind Erinnerungen, die mich quälen. Doch in diesem Augenblick verspüre ich ein starkes Gefühl der Genugtuung in mir. Ich schaue nach dem Himmel und muss meine Augen schließen, da die Sonne mich blendet. Als sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt haben, sehe ich einen Vogel, der fröhlich durch die Gegend fliegt. Dieser Vogel bin ich auch jetzt noch nicht und ich werde es nie sein.   

 


petr(angel)
10. 10. 2004
Dát tip
Fib3: ad 3)wow tak to tedy klobouk dolů...machr ad 4):-D němčinu jsem se učil jako samouk...od 7 let(do22) čučím na televizi hlavně v němčině(satelit), takže jsem něco pochytil:-D(I když, pravda, ve škole se mi nikdy do němčiny nechtělo, takže jako hl. jazyk jsem měl Aj. Což byl taky důvod, proč jsem se nevyjadřoval ke gramatice) uvidíme se tedy u dalších tvých dílek:-D ahoj, Petr

Fib3
28. 09. 2004
Dát tip
Fakt moc děkuju, Petře. 1. Nežádal jsem proto o kritiku, protože jsem nečekal, že tomu někdu doopravdy porozumí. 2. Všechny tvoje výtky jsou absolutně oprávněné a dokonce se všema absolutně souhlasím. 3. Pro mě se nejedná o cizí jazyk, ale omlouvá mně, že jsem to psal, když mi bylo 12... 4. Jakto, že jsi to dokázal přečíst? Studuješ Němčinu nebo něco podobného?

petr(angel)
26. 09. 2004
Dát tip
přestože nepíšeš, že máš zájem o hlubší kritiku, tak se ti jí dostane. Bylo by škoda se k tomuto nevyjádřit, protože je to velmi dobře psané. Nebudu soudit formu (posudek, zda používáš literárně správně gramatických časů atp. je i na mě moc) a vyjádřím se jenom k ději. Celý styl jak to vyprávíš se mi zdá, jakoby šel text rozdělit na tři části. 1) Před Hitlerem...nic moc.je to jenom náběh pro skutečný děj, krátké seznámení s postavami z příběhu, žádná charakteristika, popis ...prostě jenom úvod. 2) vlastní zážitky z transportu a života v táboře: tady je už více popisných scén, ale je vidět, že nejde o zažitý příběh, ale spíše o pokus reprodukovat něco (knihu, film, vyprávění). Z příběhu je cítit, že není autentický, je příliš popisný a dokumentaristický. Dokonce jsem občas znechuceně přestával, protože jsem měl dojem, že je to příliš povrchní na to, aby se to hodilo k tak vážnému tématu. 3)Celkové shrnutí a pobyt v táboře: Tady je to excelentní. To co se mi nelíbilo na části předešlé...popisnost, dokumentárnost a přílišný nadhled, to všechno je pryč. Chtěl jsem ti vyčítat, že člověk, který tím projde si v mysli zachová jenom útržky, které si asociuje s nějakými pocity a v druhé části to bylo příliš chronologické na to, aby to dýchalo autenticitou. Pak ale v třetí části došlo ke zlomu. Skutečně jsi začal popisovat konkrétní události (tetování, povstání, ptáky) a pocity které se k tomu vázaly. Pokud by to celé bylo psáno tímto stylem, tak by to bylo perfektní. Závěr se mi opět trošičku nelíbil, protože lidé, kteří měli tu sílu všechno toto přežít a přestát, se naučí radovat ze slunečného dne, z deštivého dne, z šálku kávy... Po 40 letech se tedy nebudou vzrusovat pri pohledu na číslo (ano budou smutní, kvuli vzpomínkám, které to asociuje, ale jsou už natolik "vyhořelí", že jim chybí plamen na to, aby se jim prudce rozbušilo srdce. Spíše bych čekal melancholii a smutek, nežli vztek a pohnutí. Na ten už zkrátka po tolika zážitcích není místo ani síla. (dokonce i sny bývají často potlačeny. Člověk se snaží zapomenout a všechno to odstranit z mysli, jako součást života někoho jiného. Pravda, někdy se to nepodaří, ale jak říkám, čekal bych smutek, melancholii, odevzdanost, než nějak příliš děsivé sny a bušící srdce. Lidská psychika prostě vydrží jen určitou zátěž a sny spíše pronásledují člověka, který má 1 strašný zážitek v jinak normálním životě, než někoho, kdo si všechny noční múry zažil "naživo"). Petr. Výtka: jediná věc, která na mě působila skutečně rušivě bylo, když jsi jednou větou naznačil, že hl. hrdinka chce něco vědět, dozví se to a mi čtenáři si to musíme domýšlet nebo to dostaneme naservítované až v příštím odstavci. Člověk pak má dojem, že něco přehlédl, nebo že přišel do půlky filmu (př. Věra se je konfrontována s plačící matkou, první dopis, rozhodnutí o deportaci atd.). Všechno to ale bylo v prvních dvou částech a ta třetí (opravdu excelentní) se už s tímto neduhem nesetkala. Závěr: Líbilo se(ta třetí část je prostě Perfektní s velkým P). Pokud bych ještě chtěl přihlížet k tomu, že jde o cizí jazyk, tak bych jistě neměl tolik výtek.

Fib3
23. 09. 2004
Dát tip
Jsi dobrá, že si to zvládla přečíst. Díky

Krucinál kde ses naučil tak suprově Německy?:o) Škoda, že sem rozuměla jenom "vobčas":o(

Fib3
22. 09. 2004
Dát tip
Nojo, jen tak potajnu doufám, že někdo porozumí dobře :D Naučil jsem se to proto, že jsem se v Německu narodil a chodím na Německou školu...

wazzup
21. 09. 2004
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tak tohle bohužel nejsem schopna přeložit.. jo kdyby to bylo anglicky...:) es tut mir leid

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